Diese Woche hab ich mich auf der Suche nach neuen, heißen Live Acts in die Frankfurter89 begeben. Dort erwartete mich ein Auftritt von:Sex is scheiße und deine Ex auch,
bestehend aus Michi (Drums), Seb (Klaviaturgitarre) und Sebastian (Stromgitarre).Fast kann man die Show mit einer Mischung aus Jamsession und Probe bezeichnen, doch ist das alles eine Spur experimenteller und teilweise fast rhythmisch. Neue ungeahnte Töne dringen an mein Ohr und ich bin kurz davor dieses vor dem Lärm zu schützen, dann zwinge ich mich aber hinzuhören und bin begeistert. Wenn man die
anfängliche Agonie überwunden hat kann man nur noch “Hut ab” sagen.
Gekonnt spielen sie mit Musikerklischees, sitzen rauchend am Instrument, machen sich mitten im Stück ein Dosenbier auf oder bauen gar eine Tasse in die Performance ein.
Noch sind sie ein Geheimtipp im Bereich des Postpunk bzw. PräXcore (sie sagen auch gerne BMX – und EierschutzCore dazu). Wird das noch lange so sein? Ihre Gründungsgeschichte weist recht klassische Züge auf.O-Ton Michi: Stamm ist auf mich zugekommen, nachdem wir schon 1-2mal kollaboriert hatten. Seb hatten wir schon länger insgeheim für seine Arbeit bewundert.
Schon war die Band geboren.
Ohne nachzufragen erklärt mir Michi auch noch die Instrumentenverteilung:“Ich spiel Schlagzeug, weil mein Auto als einzigstes groß genug ist, Seb hat sein Keyboard noch auf dem Speicher (in dem er auch wohnt (in symbiontischer Beziehung mit Ratten)) gehabt und Sebastians Gitarre ist noch ein Relikt aus dem II Weltkrieg.”Leider war das Konzert sehr kurz, da der Nachbar von 2 Stockwerken drüber schlafen wollte und das Publikum vielleicht noch nicht bereit ist für eine Band, deren Einflusskatalog sich wie folgt gestaltet: Ravi Shankar, Maurice Ravel, die Kassierer, Tafkap, Romeo Blue, Krautrock, Die Toten Cracknutten Aus Dem Kofferraum und Ulrich Schnauss.
Ihre Art, Lieder zu komponieren ist gleichermaßen genial wie fragwürdig:
“Wir haben ein Aquarium, auf dessen Front Notenzeilen aufgemalt sind und einen schwarzen Fisch, der dann unsere Stücke für uns komponiert.” Vielleicht hat ihnen das und ihre Selbstsicherheit ( wie fandet ihr das Konzert? – “großartiger Auftritt, besser geht’s nicht”) Auftritte bei einigen bedeutenden Weltmusikfestivals wie Müslis Welt , in Jute oder Birchler Quadrat (Vorgruppe von die Batik , Embryo) beschert, aber auch nicht zuletzt ihre Bühnenshow ” Als nächstes werden wir türkische Jugendbanden engagieren, um auf der Bühne EmoCore-Bands zu verprügeln.Damit würden sie wirklich die Wurst vom Brötchen holen.Kaufen kann man ihr erstes Album noch nicht, da es aus verschiedenen Gründen vom Label zurückgehalten wird. Dennoch gibt es schon eine eingeschworene Fangemeinde, besonders im Bereich des Fußballs (dabei sind die Jungs nach eigenen Angaben ziemliche Sportmuffel).Aber wenn man ihren Plan, Fans zu Musikhooligans auszubilden, betrachtet, scheint das logisch.
Ich kann dazu nur noch eins sagen.
Hier sind die neuen Extremzustände!
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